40 Jahre – ein halbes Leben!
40 -was für eine Zahl! Statistisch gesehen ist das tatsächlich so ziemlich die Mitte des Lebens. Aber was sagt schon eine Statistik aus?
Fakt ist, dass man mit 40 zwar nicht mehr blutjung und doch noch nicht alt ist. (Zumindest so fühle ich mich) Man hat schon einiges erlebt im Leben, vieles erreicht und noch so manches vor sich. In der Regel weiss man ziemlich genau was man will und vor allem auch was man nicht (mehr) will.
Komischerweise war ich jedoch lange Zeit unschlüssig, ob ich meinen runden Geburtstag mit einem grossen Fest feiern wollte oder nicht. Ich schwankte hin und her zwischen festen und verreisen. Im Frühjahr war mir so gar nicht nach feiern zu mute.
Je näher der September rückte, desto mehr war ich der Meinung, dass ich diesen grossen Tag doch mit meinem Lieben feiern wollte. Und irgendwann fasste ich dann den Entschluss, dass ich doch ein Fest machen werde. Eins, dass genau so werden sollte wie es mir gefällt.
Feste kann man auf viele verschiedene Arten feiern. Man kann in ein Hotel oder Restaurant gehen und einen Rundumservice buchen. Diesen Service lässt man sich natürlich bezahlen und alles wird für einen gemacht. Mit dieser Variante man hat so gut wie keinen Aufwand – ausser vielleicht die Einladungskarte zu verschicken und ein paar organisatorische Dinge mit dem Restaurant zu klären.
Man kann auch eine Location mieten, jemanden für die Deko engagieren, ein Catering buchen oder man kann auch alles selbst machen.
Da ich der Macher-Typ bin, und unheimlich gerne Feste organisiere, habe ich mich für Letzteres entschieden. Geplant war eine tolle Gartenparty im Spätsommer bei uns Zuhause im Garten.
Ich liebe es Feste zu organisiere und auf etwas schönes hin zu arbeiten. Es ist etwas das mir Freude macht und mir positive Energie schenkt. Es ist ein wunderschöner Teil von dieser Feier.
Die Einladungskarte war der Start der Planung. Ich wollte auf alle Fälle eine schöne, persönliche und einmalige Einladungskarte verschicken. Dafür besorgte ich mir bereits im Juli (als die Kornfelder noch standen) im Fachhandel den 40er Folienballon und noch ein paar weitere schöne Ballons und ließ mir diese mit Helium (und Hi-Float- damit sie länger als ein paar Stunden hielten) füllen.
Mein Plan war es, Abends, bei Sonnenuntergang, mit Hilfe von meinem Mann einige Fotos von mir zu machen. Doch, wie konnte es anders sein, regnete es leider an jenem Abend und ich musste umdisponieren.
Als ich frühmorgens erwachte und sah, dass der Himmel klar war, schnappte ich mir die Ballons, meine Kamera und das Stativ und fuhr allein um 6 Uhr aufs Feld hinaus. Dank Stativ und Selbstauslöser konnte ich schlussendlich selbst ein Bild von mir schiessen und war sehr happy darüber!
Mit einem meiner besten Freunde diskutierte ich über meinen bevorstehenden Geburtstag. Er setzte mir den Text für die Einladungskarte auf und anerbot sich, zusammen mit seiner Lebenspartnerin, meinem Mann während der Party unter die Arme zu greifen.
Ich bin ihnen wirklich unheimlich dankbar für diese wertvolle Hilfe. Nur so war es mir auch möglich während meinem Fest bei meinen Gästen zu sein und es zu geniessen. Es braucht einfach an solch einem Fest eine gute Seele die hilft, Getränke nachfüllt, aufräumt und stehts den Überblick behält.
Er riet mir zudem zu Einweggeschirr, was mir zwar nicht entspricht, ich dann aber doch umsetzte. Bei einer Gesellschaft von 35 Leuten ist man irgendwann am Limit mit echtem Geschirr und Gläser. Damit das Einweggeschirr doch etwas toll daher kam, bestempelte ich die Pappbecher alle im Vorfeld mit einer 40 (den Stempel habe ich vor vielen Jahren auf der Brocante ergattert), was wirklich toll aussah. Ich wurde an der Party mehrfach darauf angesprochen.
In der Einladungskarte bat ich darum nach Möglichkeit etwas an das Apéro-, Salat- oder Dessertbuffet beizusteuern. Und tatsächlich haben fast alle etwas mitgebracht. Wir hatten eine unglaubliche Vielfalt an Salaten, tolle Apérohäppchen und sehr leckerem Dessert. Es war einfach wunderbar! Danke an alle die was beigesteuert haben und so feine und schöne Sachen fürs Buffet brachten.
Die Einladungskarte verschickte ich erst einige Woche vor meinem Geburtstag in einem Couvert voller Konfetti und einem schönen 40er Stempel drauf. Bis bis auf vier Personen sagten alle zu! Es freute mich, dass fast alle dabei sein konnten.
Bei einem Fest von diesem Ausmass ist die Planung das A und O.
Was ich konnte habe ich vorbereitet. Ich buk die Kuchenböden für meine Torte vor, machte Tobleronemousse und Cake Pop Rohlinge und fror alles ein.
Ich besorgte direkt bei der Landwirtin auf dem Feld Kürbisse und räumte Unmengen von alten Weckgläser aus meinem Lager hoch. Ich wusch alle Glasflaschen, kaufte Kerzen, Servietten und einen Stift um die Pappbecher anzuschreiben und legte die alten Bettlacken bereit. Für eine ganz spezielle Deko durchsuchte ich mein Fotoalbum und den PC Stunden lang nach alten Fotos. Chronologisch klammerte ich alle Bilder der letzten 40 Jahren zwischen kleinen Wimpeln mit Herzen an Schnüre und achtete dabei darauf, dass sich alle meine Gäste auf mindestens einem Foto wieder fanden. Da ich nicht wollte, dass diese Bilder sich in der Nacht vom Tau vorbiegen, konnte ich diese erst am Sonntag aufhängen.
Da uns ein sehr intensives Weekend mit Firmenjubiläumsfeier am Freitag bei meinem Mann, Seaside Festival am Samstag und mein runder Geburtstag am Sonntag erwartete, stellten mein Mann und ich das Zelt bereits am Donnerstag auf, räumten den Gartenunterstand aus und die Festtische hin. So blieb mir, nebst allem anderen, genügend Zeit die Tische mit weissen Lacken einzudecken und die ganze Deko schön zu drapieren.
Im Vorfeld brachte ich von meinen Spaziergängen immer mal wieder trockene Gräser und Blumen mit nach Hause. Diese drapierte ich in verschiedene Glasflaschen und stellte sie schon vor dem Fest in unserer Aussenküche bereit. Was gemacht war, war gemacht!
Von einer Tassel Girlande band ich immer eine Tassel um einen Plastikstab und steckte auch diese in Glasflaschen. Dies verlieh der Deko etwas Glamour.
Vor Jahren werkelte ich einst, mit Hilfe des Plotters, Wimpelketten aus Papier. Diese kommen hier bei Geburtstagen immer mal wieder zum Einsatz und hatten auch an meinem 40. Geburtstag ihren Auftritt.
Natürlich durften auch Ballons nicht fehlen. Ich liebe Ballons wirklich sehr. Sie verleihen jedem Fest das gewisse Etwas und wirken total edel.
Es war klar, dass ich mir selbst eine wunderschöne Torte backen werde. Die Böden, welche aus einem Haselnusskuchen bestanden, warteten ja bereits in der Tiefkühltruhe auf mich. Am Donnerstag begann mich mit dem Füllen der Torte. Es ist immer von Vorteil, wenn man sich genügend Zeit für die Torte einplant. Husch, husch funktioniert es oft nicht so recht oder kommt nicht wirklich schön, was dann total schade ist. Ganz generell ist solch eine Torte ein sehr grosser Aufwand, der nicht zu unterschätzen ist.
Die Füllung bestand aus meiner altbewährten Mascarpone Rahm Füllung. Zusätzlich verfeinerte ich die Torte mit einer Kastanien Crème und kleidete sie am Freitag mit einer Swiss Meringues Buttercrème ein. Diese Crème schmeckt wunderbar und lässt sich sehr gut verarbeiten. Man könnte sie auch mit Lebensmittelfarbe oder einer Nougatnusscrème einfärben. Ich wollte meine Torte jedoch in weiss halten.
Macarons kann man zum Glück auch gut vorbereiten. Die Schalen lassen sich prima einige Tage vorher backen und in einer luftdichtverschlossenen Dose aufbewahren. Die Füllung hab ich aus verschiedener Ganache gemacht. Einmal aus einer weissen, einer Kokosschokolade und einer dunklen. Hierfür schmilzt man die Schokolade zusammen mit Rahm und lässt sie komplett erkalten. Erst dann schlägt man sie auf und dressiert sie mit Hilfe eines Spritzbeutels auf die Schale.
Mit Lebensmittelfarbe beschriftete ich einige der Macarons und besorgte am Samstag noch frische Blumen vom Blumenfeld. Zudem wurden alle Cake Pops glasiert und verziert.
Es war ein langer Tag, dieser Samstag mit einem tollen Festivalbesuch. Schlaf war in dieser Nacht Mangelware, denn mein innerer Wecker weckte mich pünktlich um 05:30 Uhr. Ich hatte nicht viel geschlafen. Ich war jedoch froh, so früh wach zu sein, denn so blieb mir genügend Zeit um alles fertig zu machen und zu fotografieren.
Die Torte dekorierte ich mit einer wunderschönen Dahlie und einer Rose, welche ich in lebensmittelechte Flowerpics steckte und dann direkt in die Torte steckte. Macarons und Meringues rundeten alles ab. Mir gefiel die Farbkombi unheimlich gut. Ich wollte eine farbenfrohe Torte in den Rosa, Magenta, Apricot-Tönen.
Als mein Mann und ich am Seaside Festival waren, buk meine Tochter mir mit Hilfe von meinem Sohn wunderbare Zitronenmuffins die auch ihren Platz auf dem Sweet Table fanden.
In aller Früh nutze ich die Gelegenheit noch die Tische und vor allem den Sweet Table in der Dämmerung zu fotografieren. Ich wusste, dass mir später wohl keine Zeit mehr dafür belieben würde, womit ich auch absolut richtig lag.
Die ersten Gäste trafen eine Viertelstunde zu früh ein, was mein Plan vom Fotografieren eh zunichtemachte. Daher habe ich leider auch keine Bilder von den gefüllten Getränkedispenser mit einer leckeren Bowle und dem Zitronenwasser. Es fehlt ebenfalls ein Bild vom gefüllten Zinkzuber mit Eis, Bier und Rosé, der so toll aussah.
Es war an diesem 1. September so warm wie noch nie in meinem ganzen Leben. Hätten wir das Eis eine halbe Stunde vorher hervor geholt, wäre es womöglich schon weg geschmolzen gewesen.
Als alle Gäste da waren, hielt ich eine kleine Ansprache. Ich erzählte ein paar organisatorische Dinge und wies auf die Girlanden mit all den Fotos hin. Das Leben ist wie eine Zugfahrt. Manche Menschen fahren schon ein ganzes Leben in deinem Zug mit. Andere stiegen später in meinen Zug ein und manche kamen erst vor wenigen Jahren in mein Leben. Manche sind auch wieder ausgestiegen, was ganz normal ist. Ich bat meine Gäste sich in einem Kreis rund um die Tische aufzustellen. Und zwar chronologisch in der Reihenfolge in der sie in mein Leben kamen. Ich stand ganz unten am Tisch und neben mir natürlich meine Eltern, dicht gefolgt von meinem Bruder. Jeder Gast hatte die Aufgabe sich kurz vorzustellen und zu erzählen, was wir für eine Verbindung zu einander haben. Die Idee stammt übrigens vom 50. Geburtstag meines Vaters. Da machten wir dieses Spiel ebenfalls und ich fand es so gut! Einige Gäste, besonders die, die erst vor ein paar Jahren in mein Leben kamen, kannten die anderen noch nicht (alle). Nun endlich hatten sie ein Gesicht zur Person von der ich doch ab und zu erzähle.
Nach der Vorstellungsrunde gab es erstmal Apéro und danach das Nachtessen. Ich bestellte beim Metzer Bauernschinken den mein Mann draussen auf dem Grill an die Wärme stellte. Rechts von der Happy Birthday Tafel stellten wir zwei Holzböcke mit einer alten Holztür als Buffet auf. Darauf fanden all die viele verschiedene Salate die meine Gäste so toll gemacht hatten Platz und es gab frischen Sonntagszopf.
Es war tüppig heiss, wir sassen alle am Tisch und ich wollte soeben mit dem Essen beginnen, als es zu donnern begann. Kurz darauf setzte der Regen ein. Auf dem Regenradar war bis zu diesem Zeitpunkt nichts zu sehen – wir prüften es immer wieder. Der Regen wurde innert Minuten stärker. Schnell holten wir die Seitenwände des Zeltes und setzten diese ein. Da wo das Zelt an den Gartenunterstand grenzte, begann es auf den Tisch zu tropfen. Es wurde immer mehr. Wind kam auf. Einige Männer standen auf und hielten das Zelt fest, weil wir plötzlich Angst hatten, dass eine Windböe es erfassen und mitreissen könnte (Wir hatten das Zelt an jedem Fuss mit Gewichten fixiert und auch mit Seilen fixiert.) Mein Mann bastelte aus einem Stück Blache eine Art Dachrinne zwischen Zelt und Gartenunterstand. Nun tropfte es immerhin nicht mehr auf den Tisch. Doch das Tischtuch war triefend nass und im Rasen bildeten sich langsam kleine Seen. Es war sehr ungemütlich. Alles war nass, es war kalt, es regnete quer. Mein Vater hat die ganze Szene gefilmt, was im Nachhinein sehr amüsant anzusehen war. In diesem Moment war es aber nur noch scheisse!
Meine Freundin, die genau weiss was für einen Aufwand ich im Vorfeld betrieben hatte, erfasste die Situation schnell und ergriff die Initiative. Sie begann die Deko abzuräumen, die Wimpelketten aus Papier und die Fotos abzuhängen und einige halfen mit. Man trug alle Geschenke ans trockene und die Party wurde nach drinnen verschoben. 35 Personen bei uns im Wohnzimmer – was für eine Improvisation. Ein Freund bekam von meinem Mann den Auftrag Hölzer unten im Bastelraum zuzusagen auf die wir den Festtisch und die Bänke stellen konnten, damit der Boden nicht zu schaden kam.
Die Kinder waren zum Glück schon fertig mit dem Essen und verzogen sich in die Zimmer. So richtig Ruhe kehrte nicht ein. Auf dem Parkettboden in der Küche, bei der Tür wo es nach draussen ging, bildete sich ebenfalls einen See, da dort alle rein und raus mussten. Nachdem alle Bodenlumpen aufgebraucht waren, schickte ich eine Freundin hoch um Frottiertücher zu holen, die wir auf den Boden legen konnten. Ungefähr 70 Schuhe standen in der Küche… Ihr könnt euch vorstellen, dass es für mich, die gerne Ordnung und Sauberkeit hat, in diesem Moment sehr, sehr schwer war. Ich musste loslassen, lies mir helfen und setzte mich mit einem Glas Rosé an den Tisch. Nun galt es einfach das Beste aus der Situation zu machen. Einzig meine Schwiegereltern trotzdem dem Wetter. Sie sassen weiterhin draussen an einem Tisch, assen und tranken und genossen den Sturm. Sie waren es sich von vielen Jahren Camping gewohnt und fanden es romantisch. Der Rasen glich einem Schlachtfeld!
Nach dem essen konnte ich natürlich meinen Sweet Table nicht planmässig schön aufstellen. Ich war unheimlich froh, hatte ich am Morgen noch Fotos draussen gemacht.
So fand dann einfach alles in der Küche Platz und ich stand dort, vor der schönen Schwarzwäldertorte meiner Freundin, wir zündeten die Kerzen auf meiner Torte an und alle sangen mir laut Happy Birthday. Das Dessertbuffet war eröffnet und die Kinder stürzten sich auf dasTobleonemousse und die Cake Pops.
Ich schnappte mir ein Teller mit Torte, setzte mich zu meinen Gästen, mit dem Rücken zur Küche, so dass ich das Chaos nicht mehr sah, und konnte es tatsächlich geniessen.
Nach und nach verabschiedeten sich alle, bis am Ende nur noch ein befreundetes Ehepaar da war. Plötzlich löschten sie die Lichter und kamen mit einem Holzbrett mit 40 brennenden Kerzen darauf ins Wohnzimmer. Was für ein magischer Moment! Wir genossen die Zeit zu viert noch und liesen den Abend ausklingen. Mein Mann und ich räumten danach noch bis um Mitternacht den Grossteil im Wohnzimmer und Küche auf. Der Rest erledigten wir in der Folgewoche. Das Zelt musste ja zuerst mal abtrocknen bevor es wieder versorgt werden konnte.
Am Montag Nachmittag nahm ich mir Zeit all die schönen Geschenke zu bestaunen und zu öffnen. Ich wurde reich beschenkt und einige hatten sich unheimlich viel Mühe damit gemacht, was ich sehr, sehr schön fand. Ich genoss es, in Ruhe jedes einzelne Geschenk zu öffnen und liebe Zeilen zu lesen. Ehrlich gesagt war ich immer noch ganz platt von meinem Geburtstag. So ein schöner, aufregender Tag war das!
Die «Nachwehen» hielten leider relativ lange an, obwohl ich nicht viel Alkohol getrunken hatte (ich kam garnicht dazu) Das ganze Drum herum war jedoch sehr intensiv und hat mich gebraucht. Ich habe zwei Tage lang aufgeräumt und geputzt. Ich bin sicher, hätte es nicht so geregnet, wäre dies nicht ganz so schlimm gewesen. Trotzdem bereue ich es nicht diese Gartenparty gemacht zu haben. Wer weiss, ob wir je wieder alle so zusammen kommen…
Auf alle Fälle wird uns allen dieses Geburtstagsfest noch lange in Erinnerung bleiben. Heute bin ich froh, dass wir zumindest einen Teil des Festes draussen geniessen konnten. Dass wir den Anfang bei wärmsten Sonnenschein feiern konnten. Und ich bin froh, dass ich mich für ein Fest entschlossen hatte.
Ich hoffe euch haben all die vielen Bilde und der noch längere Text gefallen. Vielleicht kann ja der eine oder die andere eine Inspiration oder eine Idee für sein Fest mitnehmen. Ich freue mich, wenn ihr es mich wissen lässt.
Herzliche Grüsse
Gabriela